"VERBOTENE“  KUNST AUS  DRESDEN“,  Teil 1: ERIKA LUST

Holger John und Volkmar Fritzsche präsentieren in einem gemeinsamen Projekt - an zwei verschiedenen Ausstellungsorten in Dresden - Malerei und Zeichnungen der aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden Künstlerin Erika Lust. Über den Zeitraum von zwei Monaten wird einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit gegeben, sich ein eigenes Urteil zum Verbot von Kunst und zum Schaffen dieser Künstlerin zu bilden.

Im Kunstkeller liegt der Schwerpunkt auf ihrem zeichnerischen, aus der russischen Folklore erwachsenen Werk. Hier steht die Frau, die Muse, die Verführerin im Mittelpunkt und eine Weltsensation wird präsentiert:

die "Dritte Mona Lisa".

In der ältesten Kutscherkneipe Dresdens, "GOLDENER PFEIL", in der Dresdner Neustadt, präsentiert Holger John nicht eigene Werke, wie mit seinen 100 Jesus-Darstellungen zum Kirchentag, sondern diesmal umstrittene Gemälde: "entkleidete Fürstenporträts" wie August der Starke, Gräfin Cosel, der Sonnenkönig Ludwig und andere. Und zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen, eine feminine Adaption des Fürstenzuges, der sieben Meter lange "FÜRSTINNENZUG" der Erika Lust.

  „Verbotene“ Kunst aus Dresden

1. VERNISSAGE Samstag, 25.02.2012; 20 Uhr
ERIKA LUST

Ansprachen: Dr. Rüdiger Soehnen, Vors.Richter a.D. Oberlandesgericht Dresden
Holger John

Gaststätte "GOLDENER PFEIL"
Rudolfstrasse 2, 01097 Dresden-Neustadt

Ausstellungsdauer: 25.02. – 28.04.2012
geöffnet: täglich von 15-24 Uhr, sonntags 10-24 Uhr

2. VERNISSAGE        Dienstag, 28.02.2012; 20 Uhr
„DIE BILDER DER ERIKA LUST“

Laudatio: Solvig Frey; musikalische Umrahmung: Kreativzentrum „Omnibus“ 

GALERIE KUNSTKELLER DRESDEN
Radeberger Str. 15, 01099 Dresden, Radeberger Vorstadt

Ausstellungsdauer: 28.02. – 28.04.2012
geöffnet: di+do 16.30-19 Uhr; mi+fr 16.30-19.30 Uhr; sa 11-13 Uhr

 

OB Orosz redet sich um Haut und Haar

Prozess um Nacktgemälde in der nächsten Runde: Rathaus-Chefin auf Zickzackkurs- Richterin droht mit Freigabe

von Andreas Weller

Das Landgericht sah die Intimsphäre der OB verletzt, weil das Bild "Geschlechtsmerkmale und Schambereich frontal darstellt". Dagegen ging Frau Lust in Berufung am OLG. Die Vorsitzende Richterin Praxedis Möhring: "Ich kann Sie verstehen, Frau Orosz. Aber beim Landgerichts-Urteil ist die Meinungsfreiheit zu kurz gekommen. Beim Bild handelt es sich um Fiktion. Jeder weiß, dass das nur Ihr Kopf ist und nicht Ihr Körper. Ihre Intimsphäre ist nicht betroffen, aber Ihr Persönlichkeitsbereich. Es ist die Frage, ob Sie das nicht dulden müssen."

Frau Möhrings Einigungs- Vorschlag: Die Künstlerin soll das bereits verkaufte Bild nicht mehr ins Internet stellen, dafür soll Frau Orosz die gesamten Verfahrenskosten übernehmen. OB- Anwalt Butz Peters:"Dann müsste die Stadtkasse alles zahlen- das ist nicht darstellbar." Außerdem forderte er, dass das Bild nicht mehr ausgestellt werden darf. Darauf wollte Frau Lust aber nicht verzichten.

Zitat aus der "Morgenpost vom 09.04.2010

 

Interview mit Erika Lust: http://www.linke-bildung-kultur.de

 

Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Dresden:
http://www.justiz.sachsen.de

(Auszug)

Der 4. Zivilsenat des Oberlandesgerichts hat die Entscheidung des Landgerichts nun aufgehoben und den Antrag abgewiesen. Das streitgegenständliche Gemälde sei ein Bildnis aus dem Bereich der Zeitgeschichte, dessen Zurschaustellung die Klägerin nicht in berechtigten Interessen verletze und daher ohne ihre Einwilligung verbreitet werden dürfe. Zwar seien auch Bildnissen mit Bezug zur Zeitgeschichte bei Einbrüchen in die Persönlichkeitssphäre durch den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit Grenzen gesetzt. Insoweit sei im Einzelfall eine Abwägung zwischen dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht des Betroffenen einerseits und der Kunst- und der Meinungsfreiheit andererseits geboten. Diese Abwägung falle hier zugunsten der beklagten Künstlerin aus. Bei dem Bild handele es sich nicht nur um Kunst im verfassungsrechtlichen Sinne, sondern zugleich um eine satirische Darstellung eines aktuellen politischen Geschehens, die dem Schutz der allgemeinen Meinungsfreiheit unterliege. Satirische Darstellungen genössen einen weiten Freiraum bis zur Grenze der Schmähkritik, da ihnen Übertreibungen, Verzerrungen und Verfremdungen gerade wesenseigen seien. Das Werk der Beklagten beinhalte nach seinem Aussagekern einen Beitrag zum geistigen Meinungskampf und sei nicht als Schmähkritik oder Kundgabe von Missachtung anzusehen. Die Klägerin erscheine als Werberin für den heftig umstrittenen Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden. Dieses »Werben« werde in erkennbar satirischer Absicht durch die Platzierung der Klägerin mit geöffneten Armen und zur Brücke hindeutender Pose verdeutlicht und zugleich ins Lächerliche gezogen. Die Nacktheit der Klägerin könne in diesem Kontext ohne weiteres als allegorische Darstellung der Unmöglichkeit oder Unfähigkeit zur Abwendung des Verlustes des Unesco-Welterbetitels verstanden werden. Zu berücksichtigen sei zudem, dass der weibliche und auch männliche Akt zentrales Thema des künstlerischen Schaffens der Beklagten sei. Die Künstlerin greife malerisch ein Motiv auf, wie es literarisch etwa in Andersens Märchen »Des Kaisers neue Kleider« auftauche und habe zum Ausdruck bringen wollen, dass die Klägerin »nichts in der Hand habe«. Dieser Aussagekern bewege sich im Schutzbereich des Rechts auf freie Meinungsäußerung.

 

 

Kunst-Posse geht in die nächste Runde

Das Landgericht hatte der Künstlerin verboten, ein Bild zu zeigen und zu publizieren, dass die nackte Oberbürgermeisterin vor der Waldschlößchenbrücke zeigt. Helma Orosz hatte zuvor auf Unterlassung
geklagt, weil sie ihre Persönlichkeitsrechte beeinträchtigt sah. Dem folgte
das Gericht.
Ein zweiter Blick auf die Umstände bestärkt allerdings die hier schon geäußerte Vermutung, die Waage der Justiz habe sich etwas zugunsten der Klägerin geneigt.
...
Doch der Fall ist nicht so einfach, vor allem wegen zweier Umstände. Erstens ist die Frage zu stellen: Ist überhaupt die nackte Helma Orosz dargestellt? Denn die fertige Brücke hinter ihr ist ja eine klare Imagination, also eine unwirkliche Situation. Außerdem ist die Figur deutlich dicker gemacht und älter. Außerdem sei nicht die Privatperson Frau Orosz gemalt, sondern die Oberbürgermeisterin, deshalb die Amtskette auf der Brust.
Dass das Bild „Helma Orosz wirbt für das Weltkulturerbe“ vom Titel
angefangen satirisch ist, dem kann kaum widersprochen werden. Es ist
eine schmerzhafte, ja gemeine Satire.
Noch einmal übertrieben formuliert: Eine abgearbeitete Hure steht an einer martialisch überhöhten Brücke und bietet ihre verblichenen Reize an – wie die Dresdner Politik versucht, das verschandelte Weltkulturerbe als ganz brauchbar anzupreisen. Dabei geht es gar nicht mehr so sehr um den Fall Brücke ja oder nein, sondern um die Schamlosigkeit der Politik gegenüber einem national und international behüteten Wunsch, die Schönheit dieses Elbtals zu schützen.
Das Bild ist nur als Satire gut, als Kunst der Malerei wäre es gar zu plakativ. Aber die Satire ist scharf und durch das Grundgesetz auch gegenüber den Persönlichkeitsrechten von Frau Orosz geschützt. Denn, so schizophren der Gedanke scheint, er ist für das Funktionieren einer nicht zuletzt juristisch organisierten Gesellschaft offenbar notwendig – in einer Satire steht dort nicht die Frau Orosz, sondern die Politik der Stadt und der früheren Landesregierungen.

DNN vom 21.12.09/ mm / Zitat /

 

Die nackten Fürsten

von SZ/ bt
Am Anfang war die Maria von Medici- auf einem Gemälde. Die Dame, in ein edles schwarzes, viel zu weites Gewand gehüllt, schaute so traurig von der Leinwand, dass die Malerin Erika Lust Lust hatte, einmal unter deren Gewand zu schauen. Nun steht die nackte üppige Holde in ihrem Dresdner Atelier und gehört zu einem ihrer unverkaulichen Lieblingswerken.
Inzwischen reihen sich weitere Nackte an der Wand. Vorläufiger Höhepunkt: der Fürstinnenzug. Sechs laufende Meter nackter Fürstinnen entstanden bis jetzt, die hoch zu Ross, nur mit einem Pelzchen, einem Kragen und den Waffen ihrer Gemahle ausgestattet sind. Fünf Meter des Fürstinnenzuges sind derzeit im Erotik-Museum Berlin ausgestellt.

Aus der „Sächsischer Zeitung“ vom 10.10.07 / Zitat /

 

Die Dresdner Künstlerin Erika Lust zeigt in ihren Bildern, was Königinnen, Päpste und andere Herrscher unter ihren Kleidern verbergen.

von Thomas Morgeproth

Der Kaiser ist ja nackt!" Ein Kind ist es, das in Hans Christian Andersens Märchen" Des Kaisers neue Kleider" die unerhörte Wahrheit ausspricht. Nur Dumme könnten das feine Gewebe nicht sehen, erzählte der betrügerische Schneider dem Kaiser und kleidete ihn in Luft. Andere Herrscher waren schlauer, sie zeigten sich stets in prachtvollen Gewändern, ihre Hofmaler verewigten sie so in Öl. Was sich unter Mänteln, Roben, Röcken oder Miedern befindet, bleibt verborgen.
Erika Lust, Kostümbildnerin und Malerin aus Dresden, lüftet jetzt in Olaf Stoys Galerie in Bannewitz den Schleier. Sie zieht auf ihren Gemälden und Zeichnungen berühmte Menschen der Vergangenheit aus, vor allem solche, die ihren Willen zur Macht besonders stark demonstrieren.
Kurfürst August der Starke, der Legende nach Vater von 365 Kindern (tatsächlich waren es wohl neun), bekommt ein stattliches, glühendes Geschlecht. Heinrich VIII. hingegen, im 16. Jahrhundert König von England, der seine Frauen hinrichten ließ, wenn er ihrer überdrüssig war, verfügt auf Erika Lusts Porträt über einen dicken Bauch, unter dem fast gar nichts ist. Deshalb also die Gewalttätigkeit gegenüber den Frauen - wir haben es immer schon geahnt.

Neben satirisch überhöhten Bildern, zu denen auch die von Papst Innocent X, Englands Königin Maria Tudor (Tochter Heinrich VIII.) oder Spaniens König Karl 111. gehören, gelingen der Dresdner Malerin auch sehr erotische, geradezu aufreizende Frauenbildnisse. Prinzessin Christine von Dänemark, die überlebte, weil sie den berühmten englischen Heinrich nicht ehelichte, präsentiert sich mit geöffnetem Mantel, als hätte sie der berühmte Modefotograf Helmut Newton abgelichtet. Oder Elisabetta, die Mutter Karls III., zeigt als junge Dame offenherzig alles, was sie im Bett begehrenswert macht.

Aus der „Sächsischer Zeitung“ vom 30.10.06 / Zitat /

 

 

 

www.mironde.com /Zitat/

Am 27. Oktober wurde im Atelier für Kunst und Gestaltung in Bannewitz wieder einmal eine Ausstellung eröffnet. Die Vorbereitungen erfolgten, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen, nahezu unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit.

Erstmals konnte eine ausgewählte Öffentlichkeit sehen, was zuvor kaum ein sächsisches Auge erblickte, wenn wir die zahlreichen Mätressen einmal ausklammern: August den Starken, wie die Natur ihn geschaffen hatte, nur notdürftig mit einigen Symbolen der Macht versehen. Die Wirkung war unbeschreiblich.

Der Gastgeber Olaf Stoy lüftete in seiner Eröffnungsansprache dann auch endlich das Geheimnis der Malerei. Das Bild des sächsischen Monarchen stammten von der anwesenden Künstlerin Erika Lust. Daneben war noch eine ganze Galerie vorwiegend europäischer nackter Königinnen und Könige zu sehen.
Im Gespräch meinte die Künstlerin, dass sie besonders ein arroganter Habitus der Monarchen dazu motiviert habe, sich diese Menschen einmal ohne ihre prächtige Kleidung vorzustellen. Es gehe ihr um die Differenz zwischen dem Menschen und der Rolle, die er spielte. Es folgten umfangreiche Recherchen. Letztlich entstand eine ganze Serie von Bildern. Selbst auf mehrfache Nachfrage konnte die Künstlerin nicht dazu bewegt werden Interesse für die Darstellung heutiger Politiker zu hegen.

von Johannes Eichenthal

 

Die Malerin Erika Lust kann durch Zobel hindurchsehen.

von Undine Materni

In ihrem kleinen Atelier im Ostflügel des Robotron- Gebäudes ist Erika Lust nie allein: August der Starke mustert sie mit gestrengern Blick, die rundliche Maria von Medici lächelt freundlich, Ludwig XIV geht in seinen feinen Stiefeln auf und ab, Papst lnnocent X runzelt die Brauen und verfolgt gar gestrenge das Treiben im Raum...

"Mir macht es Spaß, die Könige auszuziehen", sagt Erika Lust und lacht auf jene natürliche Art, die sofort entwaffnet.
Jene Bilder sind ein Spiel, welches Erika Lust mit sicherer Hand und auch einem gewissen Ernst betreibt. Es sei für sie wesentlich interessanter, gestrenge Monarchen und Herrscherinnen zu entkleiden, "um zu sehen, was darunter liegt." Heinrich VIII. zum Beispiel, jener despotische König von England, wirkt plötzlich gleichzeitig verletzlich und komisch, wenn man seinen Mantel öffnet und die Folgen seiner Schwächen in Form von Fettwülsten zum Vorschein kommen. Oder Elisabeth von Spanien, deren Körper eine ganz andere Sprache spricht, als ihr hochmütiges Gesicht preiszugeben vermag. Auch König August darf natürlich nicht fehlen...

Und natürlich gibt es auf den Leinwänden und Papiergründen der Malerin noch andere Motive - traumblaue Berge, skurrile Collagen mit Kugelfischen und Vögeln, merkwürdige Grafiken. Könige und Königinnen zu entkleiden sind das eine, was Erika Lust, ihrem wunderbaren Namen gemäß, mit Freude und Geschick zu tun vermag, Schauspieler in entsprechende Gewänder zu hüllen und Bühnenwelten zu entwerfen, das andere.

Aus der „Sächsischer Zeitung“ von 06.11.06 / Zitat /

 

Frau Lust zieht Königinnen aus

Dresden - Leider haben nur zehn von Erika Lusts "Königsbildern" in der kleinen Neustadt- Galerie Platz gefunden. Denn sehenswert sind alle 17 Gemälde berühmter Herrscher und Herrscherinnen, die die Künstlerin nach allen Regeln der Lust mit Pinsel und Ölfarbe ausgezogen hat.
"Mich hat dieser Kontrast gereizt: Den hochmütigen Gesichtern und würdevollen Herrscherposen wollte ich etwas entgegensetzen", sagt Erika Lust, die als freischaffende Künstlerin auch Bühnenbilder für Theater von Potsdam bis Köln entwirft.

Zitat aus der "Morgenpost" von 08.09.2007

  Denkmal von Erika Lust - Theater / Malerei / Grafik - Dresden Ehrung für Bankiersfamilie Arnhold in Dresden
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